Mitten in der eng verbauten Tiberniederung befindet sich ein barockes Kleinod: die Kirche Sant'Antonio dei Portoghesi, 2015 nach langjähriger Restaurierungsarbeit endlich wieder zugänglich.
In dieser Gegend konzentrierten sich seit dem Mittelalter die ausländischen Vertretungen bei den Päpsten: Deutsche, Franzosen, Spanier, und auch Portugiesen bauten hier ihre Nationalkirchen.
Portugal wurde durch die Missions-Tätigkeit in der "neuen Welt" und in Asien eine mächtige und reiche Monarchie und in Rom sollte eine (National)Kirche gebaut werden. Der Urbau stammt aus dem Ende des 15.Jhd., das heutige Aussehen hingegen aus dem 17.Jhd. und 18.Jhd. Er fällt gerade in jene Zeit also, wo das Land den machtpolitischen Höhepunkt erreichte.
Die Fassade ist vom berühmten Architekten Martino Longhi dem Jüngeren geplant worden, der 1638 die Baustelle abschloss und die Details fertigstellte.
Die Fassade leitet stilistisch den Übergang in den römischen Hochbarock ein.
Mehrere Barockpäpste besuchten diese Kirche (u.a. Klemens XI. e Klemens XIV.), einige europäische Monarchien protestierten für diese Vorzugsschiene. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Hl.Stuhl und Portugal im 18.Jhd. blieben gespannt.
Der Inneneindruck und der Blick zum Tonnengewölbe ist ein Fest der Sinne, die Vergoldungen und der Prunkgestaltung der Dekoration sollte die Macht der kleinen aber finanzstarken Monarchie demonstrieren. Die Nationalkirchen waren Aushängeschilder der katholischen Monarchien Europas.
Eine Besonderheit der Antonius-Kirche ist die Innenraumausstattung mit echtem Naturstein (unterschiedliche Sorten von Marmor, Porphyr, Granit). Zum Teil aus antiken Gebäuden gebrochen, angekarrt aus fernen Steinbrüchen, teilweise sogar aus portugiesischen Besitztümern importiert. Nirgends sieht man nachgeahmten Marmor (Stuckatur), überall ist Naturstein verwendet.
So z.B in der Geburtskapelle (Cappella della Natività) die 1788 fertiggestellt wurde. Der Naturstein stammt aus den edelsten Steinbrüchen: Serpentin aus der Toskana, "Giallo di Siena", "Rosso di Francia" und sogar römisch-antiker "Verde antico" (Malachit) aus der Ägäis.
Einige Detailaufnahmen der Marmor-Täfelung des Innenraumes:
Die Kirche ist berühmt wegen ihrer Orgel.
Die Innenfassade trägt die neue Orgel, die die defekte Barocke ersetzt hat (Teile der alten sind aber eingebaut worden).
"Organo a canne Mascioni opus 1181" heisst sie offiziell, mit anschlagsdynamischer elektrischer Traktur, ausgestattet mit 6 Manualen, 56 Ranks, und 33 Registern würden die Fachleute sagen. Sie wurde 2008 erbaut, nach Plänen von Jean Guillou von der italienischen Firma Mascioni.
Jährlich organisiert das portugiesische Kulturinstitut musikalische Veranstaltungen mit der Orgelmusik im Vordergrund. Weitere Informationen (auch über den Orgelbau finden Sie hier: http://www.ipsar.org/)