Die Tuscia ist reich an unbekannten mittelalterlichen Dörfern. Einige davon haben dem Zeitverlauf und der Landflucht überlebt. In diesem versteckten Eck im Norden Latiums, ca. 80 km von Rom entfernt, wurden wichtige Kapiteln der mittelalterlichen Geschichte geschrieben. Hier starb auch ein deutscher Kaiser: Otto III., im Jahre 1002.
RomaCulta plant Ausflüge zu den vergessenen Orte der Tuscia. Dafür ist bei Privatkunden ein PKW oder ein Fahrer mit Wagen oder für Gruppen einen Klein- oder Großbus notwendig.
Viterbo ist etruskischen Ursprungs („Vicus Elbii“). Die Stadt "der schönen Frauen und zierlichen Brunnen" gehörte seit dem 8. Jahrhundert dem Kirchenstaat. Hier war im Hoch- und Spätmittelalter die Hochburg der Päpste und sicheres Rückziehgebiet, wenn der Aufenthalt in Rom gefährlich wurde.
Viterbo hat eine intakte Altstadt die einen Einblick in die mittelalterliche Stadtplanung ermöglicht.
Das wichtigste Gebäude, der päpstliche Palast, wurde 1266 vom Welfen Capitano Raniero Gatti gestiftet.
Hier fand das berühmte Konklave von 1270 statt. Die Anektode ist bekannt: die Kardinäle wurden sich bei der Papstwahl über ein Jahr lang nicht einig. Da die Unterhaltungskosten bei den Einwohnerns Viterbos lagen, beschlossen sie, dem Palast das Dach abzureißen, um eine rasche Papstwahl zu erzwingen.
Der Dom von Viterbo ist dem Heiligen Laurentius geweiht. Er ist im Frühmittelalter auf einer langobardischen Siedlung gebaut worden, die weiderum auf einem etruskischen Tempel errichtet wurde.
Die heutige Fassade stammt aus 1570. Der Auftrag kam von Kardinal Francesco Gambara, der zu dieser Zeit gerade seine Gartenanlage in Bagnaia errichten ließ.
Tuscania ist eine kleine aber geschichtsträchtige Ortschaft, im Herzen der Tuscia. Es offenbart sich hier die urtümliche Kulturlandschaft, welche im 18. und 19.Jhdt. von den deutschen Grand-Tour-Reisenden vielbesungen wurde.
Tuscania, San Pietro
Die Gebäude tragen die charakteristischen "Profferli" (mittelalterliche Stiegen an der Aussenwand der Häuser). Die romanische Basilika San Pietro und der bischöfliche Palast aus dem 11.Jhdt. sind hochrangige Beispiele mittelalterlicher Fotifikationstechnik.
Die Bauplastik der Kirche Santa Maria ist eine der wichtigsten Italiens, was die ikonographie und den Stil angeht. Dämonische Figuren aus der Apokalypse schmücken die Apiskalotte im Inneren. Auch die Lektüre von Adso's Alptraum, in Umberto Ecos "Namen der Rose", macht den Symbolbezug des Mittelalters verständlicher.
Die Krypta von Santa Maria Maggiore stammt aus dem 12.Jhdt. Im Hochmittelalter war der Abstieg in eine unterirdische Krypta mit einer kultischen Handlung verbunden: man tauchte in den Lymbus, sah die Dunkelheit der Hölle, bis man nach dem Bußeakt schließlich wieder in das Licht der Paradieses (das Haus Gottes) aufstieg.
Tuscania wurde im 20.Jhdt. von den Bombardements 1943 und von einem verheerenden Erdbeben 1970 stark in Mitleidenschaft gezogen. Die mittelalterlichen Kirchen und der Dorfkern wurden stark restauriert. Dabei achtete man auf die Verträglichkeit der Bauten mit der Landschaft, kein Strommasten verzerrt die weichen Hügel rund um Tuscania.
Die Landschaft um Blera herum ist rau und wild-romantisch.
Das geographische Landschaftsbild wird von tiefen Schluchten, hohen, kantigen Tuffsteinfelsen und engen, kurzen Tälern bestimmt. Morphologisch könnte man sie mit einem Handrücken mit gespreizten Fingern vergleichen: radial gelagerte Tuffsteinrippen, dazwischen tiefe Schluchten, alles mit einem Hochplateau verbunden
Die treffendste Beschreibung der Tuscia ist 1870 vom preußischen Gelehrten Ferdinand Gregorovius formuliert worden:
"Der Charakter der tuskischen Campagna Roms ist von dem Latiums sehr unterschieden...." Weiterlesen hier
Blera ist ein winziges Dorf, das etruskischen Ursprungs ist. Die Siedlung wurde an der Spitze einer Felsrippe errichte, darüber baute dann mittelalterliche Dorf seinen älteren Kern.
Unglaublich aber wahr: in Blera gibt es (noch) unerforschte etruskische Nekropolen. Diese in der Kunsttopographie kaum erwähnten Totenstätten aus dem 8. und 7.Jhd vor unserer Zeitrechnung bieten eine authentische Annäherung an die Kultur der Etrusker. Dieses hochentwickelte Volk baute seine Friedhöfe als getreues Abbild der Wohnhäuser und Tempel nach.
Um diese abgelegenen Gräberkonglomerate zu besuchen, braucht man gutes Schuhwerk und reissfestes Gewand. Die Eindrücke sind dageben unübertrefflich.
"Sutrium" (Sutri) liegt ca. 40 km von Rom entfernt. Das Dorf befand sich an einer strategisch wichtigen Position: unter der westlichen Felswand lief die Via Cassia entlang. Diese antike Konaularstraße diente im Mittelalter als Pilgerstraße. Sutri war eine wichtige Raststation. Hier stationierte im 13.Jhd. Freidrich II. Hohenstaufen während seines Feldzuges nach Rom. Pilger
In Sutri gibt es ein Amphitheater. Über die Ausführungszeit wird noch heute debattiert. Es wurde aus einem einzigen Block Tuffgestein gehauen. Einige behaupten, die Kampfarena wurde in etruskischer Zeit errichtet. Das würde beweisen, daß die Gladiatorenspiele einen älteren Ursprung haben als bisher angenommen.
Die Form ist mit jener des Kolosseums in Rom zu vergleichen: abgestufte Tribünen für die Zuschauer, eine weite Kapfarena für die Gladiatoren und Tierhetzen, ein seitlicher Zugang für die wilden Tiere.
Ein trauriges Ereignis prägt den kleinen Ort, zwischen Rom und Viterbo gelegen: im Jahre 1942 zerstörte ein Erdbeben einen Teil des mittelalterlichen Dorfkerns. Nach dem Krieg wurden für die Einwohner neue Häuser an anderer Stelle errichtet. Das alte Dorf, das eine Siedlungsgeschichte von zweitausend Jahren aufweist, fiel langsam dem Verfall anheim. Bis heute haben die Gemeindeverwaltungen nicht sehr viel für den Erhalt unternommen. Faleria
Die Erinnerungen an das alte Dorf erlöschen und nur die Alten können von seinem Leben in früheren Zeiten erzählen. Eine "Mauer der Schande" trennt heute den alten mittelalterlichen 'Borgo' vom neuen Dorf.
Wir (Familie aus Wien) haben Anfangs Norvember bei fabelhaften Sonnenschein einen ganztags-Ausflug ins Nordlatium gemacht. Die Kinder waren beeindruckt von den Geisterdörfern die es in der Gegend gibt: Gebäude aus den 50er-Jahren neben halb zerfallene mittelalterliche Felsenburgen. Faszinierend!
Alles wunderbar organisiert - uns blieb nur der Genuss übrig. Wir haben auch Wildschwein-Ragout gegessen - zu großem Vergnügen der Kinder.