Die Zuschauerquoten von ZDF und PRO7 (Herbst 2011) waren gewaltig: Millionen verfolgten die beiden Staffeln über die berühmt-berüchtigte Papstfamilie Borgia.
Unsere thematische Kulturführung zu den Wirkstätten der Borgia in Rom. Sie beleuchtet einige historische, bauliche und künstlerische Etappen - da, wo die Hauptakteure dieser Familie ihre Spuren hinterlassen haben.
Es gibt die hinreißende Stelle in dem Film „Der dritte Mann“, wo sich Harry Lime (alias Orson Welles) einschlägig äußert: „In Italien unter den Borgias, da hatten sie 30 Jahre lang Krieg, Terror, Mord und Blutvergießen, aber sie brachten Michelangelo hervor, Leonardo und die Renaissance. In der Schweiz, da hatten sie 500 Jahre lang Demokratie und Frieden. Und was hat das hervorgebracht? Die Kuckucksuhr.“
Der Name Borgia ist unwiderruflich mit dem mächtigsten Repräsentanten der Familie verbunden: Papst Alexander VI., der 214ste Nachfolger des Petrus. Er regierte von 1492 bis 1503 mit der Selbstverständlichkeit eines Fürsten - die Machtausübung und die Vetternwirtschaft unterschied sich kaum von weltlichen Herrschern seiner Zeit.
"Der Herr will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er lebt und zahlt", - soll Papst Alexander VI. gesagt haben. Wie die meisten anderen Renaissance-Fürsten begnadigte er Verbrecher gegen Geldzahlungen und verschacherte Ämter an Meistbietende. Eine Besonderheit war, dass Papst Alexander VI. sich unverhohlen zu seinen illegitimen Kindern (Lucrezia, Juan und Cesare Borgia) bekannte und eine regelrechte Familienpolitik betrieb.
RomaCulta bietet historisch-fundierte Stadtführungen zu den Schauplätzen der Taten der Borgia-Familie in Rom, wobei das Augenmerk eher auf geschichtliche Zusammenhänge statt auf anektodenhafte Aufzählungen und dramatisierten Steigerungen gerichtet wird.
Im Mittelalter scheitern die Versuche deutscher Kaiser, in Römerzügen die kaiserliche Gewalt wiederherzustellen. So bildete sich das italienische Staatensystem des 14./15. Jahrhunderts: die Republiken Venedig und Genua, zunächst auch noch Florenz, die Fürstentümer der Visconti und Sforza (Mailand), der Este (Modena), Scaliger (Verona) u. a. Mit Beendigung des Schismas (1415) festigte sich auch der Kirchenstaat wieder. 1442 gewannen die sizilianischen Aragonesen Neapel zurück; in Florenz setzten sich die Medici durch.
Nach dem Frieden von Lodi (1454) herrschte ein Gleichgewicht von 5 Mittelstaaten (Neapel-Sizilien, Florenz, Kirchenstaat, Mailand, Venedig). Im 13. und 14. Jahrhundert war Italien das wirtschaftlich führende Land Europas. Mit Humanismus und Renaissance war Italien im 15. Jahrhundert führend in Kunst und Wissenschaft in Europa.
Der Nürnberger Verleger Hartmann Schedel gibt im Jahre der Thronbesteigung Alessandro VI. Borgia und der Entdeckung Amerikas 1492 eine Weltchronik heraus, mit einer sehr anschaulichen Darstellung Roms zu dieser Zeit. Es fallen die Gebäude auf, die er von Romreisenden erfährt (ohne jemals in der Stadt gewesen zu sein): Stadtmauer, Sankt Peter, Engelsburg, Pantheon, Mark-Aurel-Säule, Quirinal, Kolosseum...
Die Stadt hat sich natürlich seit den Zeiten der Borgia stark verändert. Ihre Stadt trug noch starke mittelalterliche Züge. Erst die Spätrenaissance und dann v.a. die Barockzeit verändern das Bild sehr stark, schaffen moderne Straßen und renovieren Plätze und Gebäude. Dennoch: einige Stadtteile blieben unangetastet und die Eingriffe der Borgia in Architektur, Kunst und Planung kann man sehr gut vernehmen. Der Rundgang führt zum Campo de Fiori, nach San Marco, ins jüdische Viertel, zur Piazza Navona und Engelsburg.
Die Führung erlaubte uns, einmal das Rom der stillen Innenhöfe, kleinen Gassen und tollen Baudenkmäler zu genießen. Plätze und Orte, die dem normalen „Massentouristen“ sicherlich verborgen bleiben. Es war spektakulär und ich/wir haben viel gelernt!
Ausgezeichnete Führung auf den Spuren der Borgia in Rom. Sehr zu empfehlen! Man bleibt beim Thema, es gibt keine "Ausschweifungen", nix für Rom-Neulinge.
Mir hat die Engelsburg am Besten gefallen.