Veröffentlicht in Oasen in Rom

Zu Besuch bei der Nymphe Egeria

Verfasst von Roma Cultor am 5 März 2020
das Nymphäum der Egeria.

Vor den Toren Rom, inmitten des riesigen archäologischen "parco della Caffarella" befindet sich eine idyllische Ruine: das Nymphäum der Egeria.

Touristisch völlig unbekannt mutet der Besuch zu einem kleinen Ausflug mit vielen landschaftlichen und historischen Highlights an.

Der Park der Caffarella in Rom

Der Park der Caffarella in Rom

Info:

  • Geöffnet ab 9:30h bis zum Sonnenuntergang
  • Anreise per Bus: Linien 87,118, 218. U-Bahn A, Haltestelle "Colli Albani Appia Antica Park" oder "Arco di Travertino".
  • Haupteingänge : Via della Caffarella, Via Latina, Largo Tacchi Venturi.
Grotte der Nymphe Egeria, Rom

Das Grottenheiligtum der Nymphe Egeria

Die Ruine umschließt eine heilige Quelle die der Wassernymphe Egeria geweiht ist. Die Gegend war durch das aus dem Boden austretende Wasser mit Heilkräften verbunden, in der Antike durften nur die jungfräulichen Vestalinnen dieses Wasser trinken.

Egeria diktiert Numa Pompilius die Gesetze Roms

Egeria diktiert Numa Pompilius die Gesetze Roms

Egeria war in der römischen Mythologie die Nymphe der gleichnamigen Quelle. Sie gab Prophezeiungen als Gegenleistung für Trankopfer aus Wasser oder Milch in ihren heiligen Wäldern. Sie soll die Geliebte des sagenumwobenen zweiten Königs von Rom, Numa Pompilius, gewesen sein. Der Legende nach beriet sie ihn bei wichtigen Entscheidungen und wies ihm so den Weg zu weiser Herrschaft. Von ihr soll Numa auch die Ancilia erhalten haben, zwölf Bronzeschilde, auf deren Besitz sich der Sage nach Roms Macht gründete. Als Numa Pompilius im 672 v. Chr. verstarb, soll sich Egeria in tränenvoller Trauer in die Quelle Egeria verwandelt haben.

goethe rom 4Das Grottennymphäum war im 18. und 19.Jh. ein beliebtes Ausflugsziel ausländischer Kulturreisenden, so z.B. Goethe am 11. November 1786, der den Eindruck auch bildlich festhält.

egeria goethe

Goethes Zg. 1786 die Grotte Egeria

"Heut' hab' ich die Nymphe Egeria besucht, dann die Rennbahn des Caracalla, die zerstörten Grabstätten längs der Via Appia und das Grab der Metella, das einem erst einen Begriff von solidem Mauerwerk gibt. Diese Menschen arbeiteten für die Ewigkeit, es war auf alles kalkuliert, nur auf den Unsinn der Verwüster nicht, dem alles weichen mußte."

(Goethe: Italienische Reise, 11. November 1786)

egeria rom

unbek. deutscher Zeichner, die Grotte der Egeria, um 1780 (Kurpfälzischen Museums der Stadt Heidelberg, Kupferstichkabinett)

Fanny Lewald 1811-1889Die deutsche Schriftstellerin Fanny Lewald (1811-1889) in Ihrer Beschreibung der Grotte im Jahre 1847:

"Baumwurzeln, Efeuranken und andere Schlinggewächse in der ganzen Fülle südlichen Pflanzenreichtums schmücken und verhüllen den Eingang zur Grotte, die sich in dem Hügel befindet. Netzförmiges Mauerwerk bildet die Wände und die Wölbung. Ein kleiner Quell rieselt aus grünbemooster Marmorfassung durch die Hinterwand in ein Becken nieder, eine weibliche Figur ist ruhend über der Quelle dargestellt. Konsolen an den Wänden, die jetzt der Statuen beraubt sind, zeugen von reicherer Verzierung und von der Verehrung, welche man einst dieser Grotte zollte. Alle Wände, der Eingang, ja selbst der Fußboden sind dicht und weich mit dem feinblättrigen Venushaar überwuchert, das auf seinen leichten, rotbraunen Stengelchen, jeder Luftbewegung folgend, uns zitternd und nickend zu begrüßen scheint.

Ein kleines Gewässer fließt langsam hindurch, fast verborgen von den großen Stengeln und Blättern der Canna und anderer Rohrgewächse. Wogende Getreidefelder und frisches Wiesengrün, aus dem Tausende von Anemonen und Maßlieb hervorsprießen, geben dem einsamen Tale ein üppiges Gepräge. Unter dem Baumesschatten auf den Hügeln weidete, als ich die Grotte besuchte, eine Herde Schafe; der braune Hirtenknabe lag schlummernd neben seinem großen, langhaarigen Wolfshunde, der ihn und die Herde aufmerksam bewachte.

Die Blumen blühen so frisch an der Quelle, die Bäume flüstern so leise, und die schwanken Blätter der Canna wiegen sich so träumerisch müde im warmen Sonnenschein, als gelte es, ein liebend Paar in seligen Schlummer zu wiegen oder es zu verbergen vor dem Auge der Welt in paradiesischer Einsamkeit."